Persönlichkeitsbestimmende Interessenstrukturen

Der prinzipientreue Perfektionist  

Selbstoffenbarung Perfektionisten:

Ich habe recht!
Belehrender und moralisierender Redestil.
Ich bin ein vernünftiger, objektiv denkender Mensch!
Ich war ein Musterkind.
Mein Verhalten ist immer tadellos.
Ich habe es früh gelernt, Fehler zu vermeiden.
Ordnung, Moral und Vollkommenheitsind meine Grundansprüche.
Ich habe immer Recht.
Ich kann richtig und falsch unterscheiden.
Meine Mitmenschen will ich bessern.
Du machst das falsch.
Hör auf mich – ich weiß, wie man es richtig macht.
Kritik an meiner Person kann ich nicht ausstehen.
Bei meinem Streben nach Perfektion kann ich missionarischen Eifer entwickeln.
Ich orientiere mich an Regeln und Prinzipien.
Ich bin RichterStaatsanwalt, Lehrer, Pfarrer, Beamter, Buchhalter, Naturfreund.
Ich verspüre den inneren Zwang, Unordnung in Ordnung zu überführen.
Mein innerer Kritiker ist gut ausgebildet und immer aktiv.
Alles, was fehlerhaft oder mangelhaft ist, springt mir sofort ins Auge.
Ich wirke manchmal nörglerisch.
Ich habe möglicherweise auch meine Fehler, aber nie Unrecht.
Ich habe hohe Ideale.
In der Natur fühle ich mich wohl.
Ich musste sehr früh Verantwortung in der Familie übernehmen.
Ich bin ein Idealist.
Bei anderen entdecke ich immer das Fehlerhafte, Erbärmliche und Schändliche und brandmarke es entsprechend herabsetzend und entwürdigend.
Du bist schuld, erbärmlich, dumm, krankhaft.
Ich kann einfach nicht darüber hinwegsehen, wenn etwas im Argen liegt.
Ich habe etwas von einem Lehrer und Kämpfer in mir.
Ich überzeuge die Menschen durch meine vernünftigen Argumente.
Andere würden mich direkt, formell und idealistisch nennen.
Ich neige eher dazu, jemanden zu kritisieren.
Ich bin sehr zeitbewusst und brauche Vorgaben, um etwas fertig zu bekommen.
Ich bin ernst und diszipliniert.
Ich ärgere mich innerlich schwarz, wenn andere meine Vorgaben nicht genau befolgen.
Ich finde es besser, anderen die Augen zu öffnen, wenn sie einen Fehler machen.
Ich weiß, dass ich manchmal vorschnell urteile und zu ungeduldig bin.
Moral ist ein objektiver Begriff.
Ich bin ein Perfektionist.
Meine Handlungsweise gründet sich auf meinen Prinzipien.
Ich folge meinem Gewissen und meiner Vernunft.
Wenn ich auf andere Menschen wütend bin, sage ich ihnen, was ich denke.

Grundmotivation Perfektionisten:

Perfektionisten möchten gerecht sein. Sie streben nach Vollkommenheit und wollen auch ihre Mitmenschen bessern. Sie möchten die eigene Person rechtfertigen und unangetastet über aller Kritik stehen.

Sekundärmotivation Perfektionisten:

Sie wollen Ihre Mitmenschen fair und gerecht behandeln. Sie wollen die Welt verbessern, alles kontrollieren, damit keine Fehler auftreten. Sie wollen ihre eigene Position verteidigen, selbst schuldlos sein und diejenigen verdammen, die nicht nach ihren Idealen leben.

Vorlieben Perfektionisten:

  • Vollkommenheit
  • Ordnung schaffen
  • Recht haben
  • gute Arbeit leisten
  • an sich arbeiten
  • andere kritisieren

Abneigungen Perfektionisten:

  • mogeln oder lügen
  • Kritik an ihrer Person
  • Schmutz
  • Unordnung
  • Fehler
  • Ärger

Versuchung Perfektionisten:

Die Suche nach Vollkommenheit beherrscht das Leben der Perfektionisten und ist ihre eigentliche Versuchung. Sie suchen ihre Vorstellung von Vollkommenheit im ‚mehr desselben’, nicht in der Ganzheit aller Erscheinungsformen des Lebens. Daher kämpfen sie wie Don Quichotte gegen die Windmühlenflügel ihren Kampf gegen die scheinbare Unvollkommenheit der Welt.

Vermeidung Perfektionisten:

Perfektionisten vermeiden Fehler und Ärger. Dazu bemerkt ROHR: „Wir Perfektionisten schämen uns nämlich für unseren Zorn! Unsere Sünde und unsere Vermeidung fallen in eins. Wir vermeiden es, den Ärger, der uns motiviert und antreibt, zuzulassen, und können weder vor uns selbst noch vor anderen zugeben, dass wir aggressiv sind. Denn auch Ärger ist für uns etwas Unvollkommenes. Musterkinder sind nicht wütend. Innerlich kochen wir vor Wut, weil die Welt so verdammt unvollkommen ist. Aber wir artikulieren unsere Aggressionen nicht als solche.“

Grundbedürfnis Perfektionisten:

Das Grundbedürfnis der Perfektionisten besteht darin, Recht zu haben. Sie haben das Gefühl, besser zu sein als ihre Mitmenschen. Sie kennen den richtigen Weg und wissen, wie alles sein muss.

Grundnot Perfektionisten:

Ihre Autonomie ist auf dieser Welt nicht selbstverständlich gewährleistet.

Grundangst Perfektionisten:

Perfektionisten haben eine Schieflage in ihrem Bedürfnis nach Autonomie. Sie fürchten, verurteilt zu werden, wenn sie sich nicht ständig an Idealvorstellungen halten. Das Leben ist für sie wie ein Balanceakt auf dem Hochseil über dem Abgrund: Ein einziger Ausrutscher und sie sind verloren. Vor diesem Ausrutscher fürchten sie sich.

Stressauslöser Perfektionisten:

Jede Unvollkommenheit löst bei Perfektionisten Stress aus. Dieser intensiviert sich, wenn die Unvollkommenheit nicht in Ordnung gebracht werden kann. Das löst Ärger und Zorn aus, die aber beide unterdrückt werden müssen, weil es nicht in Ordnung ist, ärgerlich zu sein oder im Zorn die Selbstkontrolle zu verlieren. Weiter geraten  Perfektionisten in Stress, wenn Mitmenschen ihnen Fehler nachweisen. Dann reagieren sie mit besonders harten Bandagen.

Beispiele für Menschen mit dieser Interessenstruktur:

Perfektionisten, Besserwisser, Rechthaber, Weltverbesserer, Moralapostel, Idealisten, Pedanten, Puritaner, Prinzipienreiter, Ordnungssüchtige, Putzsüchtige, Kritiker, Asketen, Kämpfer für Gerechtigkeit.

Obere Reihe: Al Gore, Margaret Thatcher, Mahatma Gandhi, Jane Fonda, Elizabeth II

Untere Reihe: George B. Shaw, Hillary Clinton, Ignatius von Loyola, Martin Luther, Michael Schumacher, Platon